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Wärme aus der Ferne

Von Katja Fischer (dpa)
Datum: 25.03.24
Fernwärme kann beispielsweise aus einem Solarthermie-Kraftwerk kommen. Foto: Soeren Stache (dpa)
Fernwärme kann beispielsweise aus einem Solarthermie-Kraftwerk kommen. Foto: Soeren Stache (dpa)

Fernwärme ist ein großes Thema der Energiewende. In vielen Kommunen sollen Wärmenetze erweitert oder neu errichtet werden. Was es für Eigenheimbesitzer bedeutet, wenn ab 2045 alle Wärmenetze klimaneutral sein sollen. Antworten auf wichtige Fragen.

Was ist Fernwärme?

„Unter Fernwärme versteht man die Versorgung von Gebäuden mit Raumwärme und häufig auch Warmwasser, die durch überwiegend erdverlegte, isolierte Rohrleitungen direkt in die angeschlossenen Wohngebäude geleitet wird“, erklärt Alexander Steinfeldt, Energieexperte der gemeinnützigen Beratungsgesellschaft Co2online.

Zur Herstellung der Wärme dienen Energieträger wie Öl, Erdgas, Kohle, Biomasse, Müll oder industrielle Abwärme und zunehmend auch weitere Energiequellen wie Geothermie, Solarthermie oder (grüner) Wasserstoff.

„Neue Wärmenetze müssen mindestens 65 Prozent erneuerbare Energien enthalten. Bestehende Netze müssen schrittweise umgerüstet werden, bis 2029 auf 50 Prozent und bis 2045 auf 100 Prozent erneuerbare Energien“, so Steinfeldt. Daher müssen die Kommunen bis Mitte 2026 beziehungsweise 2028 eine Wärmeplanung erstellen und darin Gebiete definieren, in denen ein Wärme- oder Wasserstoffnetz geplant ist.

Muss man sich zwingend anschließen lassen?

„Ein Fernwärmenetz lässt sich umso wirtschaftlicher betreiben, je mehr Anschlüsse vorhanden sind“, so Martin Brandis, Energieexperte des Verbraucherzentrale Bundesverband. Es gebe also ein großes Interesse daran, dass sich viele Haushalte anschließen lassen. In einigen Kommunen besteht sogar ein Anschluss- und Benutzungszwang. Wer dort baut oder saniert, muss die Fernwärme nutzen. Allerdings profitiert nicht jeder gleich: „Solch ein Zwang benachteiligt Eigentümer von Niedrigenergie- oder Passivhäusern. Denn sie müssen die hohen Grundpreise bezahlen – auch wenn sie keine oder nur wenig Energie benötigen“, sagt Steinfeldt. Die Kommunen müssen jedoch auch Ausnahmen vom Anschlusszwang beschließen.

Muss ich meine alte Heizung dann stilllegen lassen?

Beschließt die Kommune jetzt in ihrem Wärmeplan den Aufbau eines neuen Fernwärmenetzes, müssen Hauseigentümer ihre alte Heizung nicht aufgeben. „Es besteht keine Rechtspflicht für Anlieger, zur Fernwärme zu wechseln“, betont Brandis.

Was spricht für Fernwärme?

Fernwärmekunden brauchen zu Hause keine eigene Heizanlage, die regelmäßig gewartet werden müsste. Werde die Fernwärme überwiegend mit erneuerbaren Energien erzeugt, sei das für Verbraucher eine gute Möglichkeit, an der Nutzung erneuerbarer Energien teilzuhaben, ohne in eine eigene Heizungsanlage investieren zu müssen, so Brandis.

Allerdings sind die Preise für Fernwärme regional sehr unterschiedlich, sodass jeder im Einzelfall ausrechnen sollte, ob sich das lohnt. „Vor allem in Häusern mit geringem Energiebedarf kann eine Wärmepumpe günstiger sein.“

Was sind Nachteile?

Verbraucherschützer kritisieren die Intransparenz der Fernwärmepreise. Die Fernwärmeversorger, meist die örtlichen Stadtwerke, stehen nicht untereinander im Wettbewerb und bestimmen die Preise nach eigenem Ermessen. „Der Verbraucher muss wissen, dass er von einem Monopolisten versorgt wird“, sagt Brandis. „Man kann nicht wechseln.“ Eventuellen Preisanpassungen nach oben seien die Kunden ausgeliefert. „Sogenannte Preisgleitklauseln ermöglichen Preissteigerungen ausschließlich anhand vorab vom Anbieter festgelegter öffentlicher Preisindizes. Für den Kunden sind die Preissteigerungen meist nicht verständlich nachvollziehbar“, so Steinfeldt.

Wie viel kostet die Fernwärme?

Ein Beispiel: 2022 lagen die Kosten der Fernwärme für ein Einfamilienhaus mit 110 Quadratmeter Wohnfläche laut Heizspiegel zwischen 1145 und 2540 Euro. Die großen Kostenunterschiede hängen demnach vor allem mit dem energetischen Zustand des jeweiligen Hauses zusammen. Regionale Wetterunterschiede und das Heizverhalten der Hausbewohner sind weitere Faktoren, die den Preis beeinflussen. Zurzeit ist der Fernwärmepreis für 80 Prozent des Verbrauchs auf 9,5 Cent je Kilowattstunde gedeckelt (Stand Oktober 2023). Informationen und Entscheidungshilfen in Bezug auf Fernwärme können Interessierte bei unabhängigen Energieberatern und auch bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg bekommen; für letztere siehe Link (inklusive Preise für die Beratung): https://mehr.bz/vbz-fw.

 

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